Verkaufen oder Halten in Krisen?

Katastrophen gibt es leider immer wieder. Darauf hat man keinen Einfluss und das einzige was man machen kann, ist sich entsprechend anzupassen. Die Frage, die man sich jedoch immer stellen muss ist, ob man schnell verkaufen oder abwarten sollte. Viele denken an eine der offensichtlichsten Börsenweisheiten: Verkaufen wenn mit fallenden Kursen zu rechnen ist. Hierbei gibt es allerdings einige Probleme, die ich im folgenden Artikel ansprechen möchte. Denn die Welt hat sich verändert. Damit meine ich nicht durch Katastrophen, sondern sie hat sich insofern geändert als plötzlich Informationen in wenigen Minuten um die ganze Welt gehen. Eine Überschwemmung vernichtet 25 % der Brasilianischen Kaffeeernten und zwei Minuten später wirkt sich das schon auf den Preis an der Börse aus. Wenn Sie nicht über ein höchst effizientes Informationssystem wie institutionelle Anleger verfügen, dann haben Sie keine Chance rechtzeitig zu reagieren. Bevor ich also konkrete Ratschläge für das Verhalten in Krisen gebe, ist es wichtig auf das Verhalten des Großteils der Anleger einzugehen.

Die Panik triumphiert über Vernunft
Es ist kein Geheimnis: Anleger sind auch nur Menschen und deshalb handeln sie nicht immer rational. Einerseits ist das schade weil dadurch auch viele Fehlentscheidungen getroffen werden, aber andererseits macht es das gesamte Börsengeschehen interessanter. Wenn alle Anleger 100 % rational handeln würden, gäbe es im Grunde keinen Spielraum zu profitieren. Bei Katastrophenmeldungen zeigt sich immer wieder, dass erstmal Panik vorherrscht und nicht die Vernunft. Manchmal sind es Meldungen, die erstmal harmlos klingen, aber sich an der Börse drastisch auswirken. Die Tsunami Katastrophe in Japan war alles andere als harmlos. Aber es gibt durchaus Unternehmen, die davon eigentlich weniger betroffen sind und trotzdem drastische Kurseinbußen hinnehmen mussten. Das heißt, dass der Kurseinbruch überproportional zum erwarteten Schaden ist. Das heißt, es ist erstmal eine Überreaktion an den Märkten zu beobachten. Selbst bei Aktien, die direkt betroffen sind (wie etwa Toyota oder Nissan) ist der Ausschlag nach unten erstmal größer als zu erwarten. Ganz einfach aus dem Grund weil auch Anleger Risiko avers sind und häufig das Schlimmste befürchten. Sie verkaufen selbst noch mit 20 % Verlust weil sie befürchten, dass sie sonst noch höhere Verluste erleiden würden.

Die Reaktion auf Katastrophenmeldungen
Sie als privater Anleger sollten allerdings versuchen so rational wie möglich zu handeln. Das hört sich leichter an als getan, denn wenn Sie befürchten alle Ihre Ersparnisse zu verlieren, dann ist es mit der Rationalität schnell getan und Sie versuchen lieber noch Ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen. Hier liegt allerdings ein großes Problem: Wenn Sie einen Ausfall des in Fonds angelegten Geldes nicht verkraften können, sollten Sie es auch nicht in eine relativ risikoreiche Anlage wie Fonds investieren, sondern lieber auf die Bank bringen und festverzinslich anlegen. Das Geld, das Sie in Fonds investieren, sollten Sie verschmerzen können. Sie dürfen damit nicht Ihre Miete bezahlen müssen. Nur so können Sie auch garantieren rational und richtig zu handeln.

Nun werfen wir aber einmal einen Blick auf die Katastrophe in Japan und verwenden keine Kursentwicklungen von Fonds, sondern die des DAX. Natürlich ist die Kursentwicklung der meisten Fonds proportional zum DAX in solchen Situationen. Hier die Entwicklung von Dezember 2010 bis Mai 2011:

Die Entwicklung ist eindeutig: von 7063 auf 6513 (ein Tag vor der Katastrophe und der Tiefpunkt). Ein Verlust von knapp 8 % (hier geht es nicht um genaue Zahlen, sondern um die grundsätzlichen Entwicklungen. Man könnte die Kurse sicherlich auch Minutengenau analysieren).

Alleine vom 11.03. bis zum 16.03. viel der Kurs um 6 %. Was wäre also passiert wenn Sie sofort in dem Moment in dem der Tsunami auf die Küste trifft, verkauft hätten? Angenommen Sie wären perfekt informiert und wüssten sofort, dass das Kernkraftwerk in Fukushima betroffen ist und es zu einer nuklearen Katastrophe wie in Tschernobyl kommen wird. All das wissen Sie und trotzdem könnten Sie wenig bis gar nichts tun. Denn wenn Sie sofort verkaufen, wird der Verkauf nicht sofort realisiert. Es kommt natürlich auf Ihre Anlageform an. Aber wir gehen einmal davon aus, dass Sie Ihre Fonds verkaufen möchten. Da die Katastrophe auf einen Freitag viel, werden Sie frühestens am Montag oder sogar Dienstag einen Verkauf realisieren können. Am Montag lag der Kurs schon bei 6866 und am Dienstag bei 6647. Sie hätten also im besten Fall bei 6866 verkauft und einen Verlust von etwa 3 % realisiert. Dieser Verlust ist dann auch tatsächlich realisiert, es gibt kein Zurück mehr. Wenn sich der Kurs wieder erholt, haben Sie erstmal Pech gehabt.

Im schlechtesten Fall waren Sie am Freitag schon im Wochenende und auf dem Golfplatz und haben davon nichts mitbekommen. Am Montag schalten Sie auf n-tv und sehen, dass sich die Kurse dramatisch verändern. Sie denken sich einen Tag zu warten und lesen am Dienstag, dass das Kernkraftwerk betroffen ist und eine Kernschmelze droht. Sie schauen in Ihr Portfolio und sehen, dass Sie einen Fonds haben, der stark im Energiesektor in Asien, vor allem in Japan investiert und bereits 10 % verloren hat. Schnell greifen Sie zum Hörer um zu verkaufen. In diesem Fall verkaufen Sie ungefähr am 16.03 – dem Tiefpunkt der Katastrophe. Sie können natürlich nicht in die Zukunft blicken, aber wenn Sie nicht verkauft hätten, hätten Sie Ihren Verlust in wenigen Wochen wieder wett gemacht.

Was passiert nun, wenn Sie überhaupt nicht verkaufen? Werfen wir mal einen Blick auf den Chart vom 08.03. bis zum 13.04:

Zumindest der DAX hat gute 2 Wochen nach der Katastrophe, also Ende März wieder alle Verluste wett gemacht. Wenn Sie also nicht verkauft hätten, hätten Sie die Katastrophe ohne Schäden überstanden.

Das soll nicht bedeuten, dass Sie bei solchen Katastrophen niemals verkaufen sollten. In der Tat gibt es Fonds oder Aktien, die derart stark betroffen sind, dass man sie am besten gleich los wird.

Dieser Artikel soll zeigen, dass Sie entweder sofort Verkaufen und ein effizientes Informationssystem haben, oder gar nicht verkaufen sollten und dem Motto “Augen zu und durch” folgen. Das schlechteste ist meistens etwas abzuwarten und mit Verzögerung zu verkaufen. Dann erwischt es Sie meistens genau im Tiefpunkt einer solchen Krise und Sie maximieren Ihre Verluste.

Im Folgenden werden die Ergebnisse der Katastrophe zusammen gefasst. Der rote Punkt auf dem Kursverlauf kennzeichnet den Eintritt der Katastrophe. Der grüne Punkt ist der Zeitpunkt eines Verkaufs.

Kein Verkauf:

Bestimmte Fälle betroffener Aktien oder Fonds

In den obigen Analysen wurde lediglich der DAX in Betracht gezogen. Als Index ist der DAX relativ aussagekräftig für die Gesamtentwicklung am Markt, allerdings beinhaltet er lediglich deutsche Unternehmen und vor allem Unternehmen, die breit aufgestellt sind. Unternehmen in Japan oder welche, die weniger breit aufgestellt sind, können von einer Katastrophe wie in Japan stärker betroffen sein. Im folgenden die Kursentwicklung der Mega Uranium Ltd. Ich denke, der Name spricht für sich:

Eine Verkaufsentscheidung in einem solchen Fall ist nicht immer einfach und es ist sehr wichtig eine fundamentale Analyse durchzuführen. Eines sieht man jedoch auch sehr gut: Nach dem starken Kursverfall zeigt sich erstmal wieder eine Erholung. Wie man jedoch auch sehen kann, ist die Erholung nur von kurzer Zeit. Das ist vor allem darauf zurück zu führen, dass die nukleare Katastrophe ein weltweites Umdenken in der Kernenergie geführt hat. Es ist davon auszugehen, dass die Katastrophe also nicht nur kurzfristig den Wert des Unternehmens verändert, sondern auch langfristig. Insofern ist bei Aktien eines solchen Unternehmens ein Verkauf klarer und in den meisten Fällen gilt: Je schneller, desto besser.

Auch bei Unternehmen, die nichts mit Kernenergie zu tun haben ist die Entwicklung weniger positiv als beim DAX wie hier die Toyota Aktie:

Fazit

Dieser Artikel soll keine konkreten Empfehlungen geben wie man sich in Krisen verhalten soll. Es spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle, die man bei so einer Entscheidung berücksichtigen soll. Es gibt Fonds oder vor allem Aktien, die von bestimmten Katastrophen derart hart getroffen sind, dass ein Verkauf unabdingbar ist. Dann geht es nur noch darum so schnell wie möglich verkaufen zu können. Tepco (die Betreiberfirma des Kernkraftwerks in Fukushima) wäre ein Unternehmen das sich auf mittlere Frist niemals von einer solchen Katastrophe erholen kann und je schneller man aussteigen kann, desto besser. Fonds, die aber nur indirekt oder im entferntesten von der Katastrophe betroffen sind, können sich meist allerdings schnell wieder erholen und die Ausschläge nach unten sind meistens einfache Panikverkäufe. Dies haben wir sehr gut am Beispiel des DAX gesehen.

Etwas, das Sie ebenfalls aus diesem Artikel mitnehmen sollten ist folgendes: Wenn Sie denken, dass ein Verkauf richtig ist, verkaufen Sie besser sofort und warten nicht lange. Denn dieses Warten kann Sie in das absolute Tief führen was nichts anderes heißt als ein Verkauf zum schlechtest möglichen Zeitpunkt.

 

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